Wohnen auf dem Lagerhaus

Manuel Pestalozzi
1. April 2024
Die grosse Aufstockung soll an die 100 Wohnungen aufnehmen. Sie wird das Gesicht des Areals in Zukunft wesentlich mitbestimmen. (Visualisierung: © Indievisual)

Das Attisholz-Areal liegt rund vier Kilometer von Solothurn entfernt an der Aare. In den letzten Jahren haben wir des Öfteren über die Entwicklung des früheren Industriegebiets berichtet: Zukünftig soll es sich in eine dichte, lebendige Kleinstadt verwandeln. Nach den Wettbewerben für die Freiräume und die einstige Kocherei ist nun auch jener für das Lagerhaus abgeschlossen, den letzten Teil der ersten Etappe des Plans «Attisholz-Areal 2045». Das Planungsgebiet liegt zwischen dem Gebäudebestand entlang der Aare und dem parallel zu ihr verlaufenden «Boulevard». Der Boulevard ist heute der Mittelpunkt des Quartiers und war einst die Haupterschliessungsachse, über die Güterzüge auf das Gelände rollten. Entstehen sollen rund 100 2,5- bis 5,5-Zimmer-Wohnungen sowie Dienstleistungs- und Gewerbeflächen.

Instrument Werkgruppenwettbewerb

Wegen der kniffligen Aufgabenstellung, das bestehende Gebäude mit neuen Aufstockungen für Eigentumswohnungen zu versehen, wurde ein Werkgruppenwettbewerb ausgelobt. Bei diesem hierzulande noch weniger bekannten Verfahren wurden fünf Teams, also eben sogenannte Werkgruppen, eingeladen. In Zusammenarbeit mit Architekturbüros sollten sie Vorschläge für die Aufstockung des Bestands ausarbeiten, in dessen Hallen früher Stoffe gelagert worden waren. Geleitet wurden die Werkgruppen von Unternehmen aus den Bereichen Holz-, Stahl- und Betonbau. 

Die Bauherrschaft verspricht sich von dem Verfahren möglichst umfassende Lösungsvorschläge. Die Entwürfe sollten Erwägungen zur Gestaltung, zum Fassadensystem, zur Vorfertigung und Tragwerksplanung, aber auch zur Optimierung des ökologischen Fussabdrucks und der Kosten zusammenbringen. Auch die Jury war interdisziplinär besetzt: Ihr gehörten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur und Städtebau an, dazu Vertreter der Standortgemeinde Riedholz und des Amtes für Raumplanung des Kantons Solothurn sowie der Grundeigentümerin, der Immobilienentwicklerin Halter. Zudem wurde das Gremium von Spezialisten aus dem Bauingenieurwesen, dem Fassadenbau, der Ökologie und auch der Ökonomie unterstützt.

Erfolg für Blumer Lehmann, Stücheli Architekten und Anliker

Die fünf teilnehmenden Teams präsentierten technisch und architektonisch raffinierte Entwürfe. Die Jury beurteilte die Arbeiten bereits im Dezember des vergangenen Jahres und entschied, wie im März bekannt wurde, einstimmig: Sie empfahl den Entwurf für die Gebäudehülle des Ostschweizer Holzbauers Blumer Lehmann und des Zürcher Architekturbüros Stücheli ebenso zur Weiterbearbeitung wie das Tragwerk des Bauunternehmens Anliker aus Emmenbrücke. Die Firma Halter schreibt dazu in einer Medienmitteilung: «Die siegreichen Beiträge überzeugen in Anbetracht der komplexen Aufgabenstellung des Wettbewerbs insbesondere durch ihre innovativen gestalterischen und effizienten technischen Lösungen.»

Die Visualisierungen lassen erahnen, dass die Verdichtung das Aussehen des Areals wesentlich verändern wird. Man erkennt, dass Aufstockungen geplant sind, die nicht nur technisch, sondern auch ästhetisch Herausforderungen bergen. Denn es gilt, die vorhandenen kleinteiligen, aber in ihrer Wirkung durchaus monumentalen Industriebauten mit den leichten Aufbauten architektonisch überzeugend zu verweben. Dies wird, so hat es den Anschein, durch eine deutliche Differenzierung der Formensprache von Neu und Alt versucht werden. Die Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge in der einstigen Eindampfanlage auf dem Attisholz-Areal dauert noch bis zum 4. April. Bei Halter erwartet man die Fertigstellung der ersten Etappe des Plans «Attisholz-Areal 2045» für die Jahre 2027/28.

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