An der Ikone weiterbauen

21. Mai 2010

Erweiterung Schulzentrum Ex Convento
2009

Monte Carasso TI

Bauherrschaft
Gemeinde Monte Carasso

Architektur
Luigi Snozzi
Locarno

Mitarbeit

Giuliano Mazzi
Claudio Buetti

Auftragsart

Direktauftrag
(Folgeauftrag von 1993)

Anlagekosten
(BKP 1-9)
CHF 1,5 Mio.

Sichtbeton und schwarze Fensterrahme: Der Anbau ans berühmte Kloster Monte Carasso trägt Snozzis Handschrift.

Foto: Serge Deailly

Luigi Snozzi wollte es noch einmal wissen. Jeder andere vernünftige Architekt hätte den Auftrag abgelehnt. Wie bitte soll man diese Primarschule erweitern? Snozzi hatte sie 1993 in das ehemalige Augustinerinnenkloster von Monte Carasso eingebaut. In jedem Architekturgrundkurs zeigen Lehrer dieses stimmige Ensemble als Beispiel für den Umgang mit dem Bestand. Tausende von Architekten haben diese Schule besucht und in den Räumen findet jeden Sommer ein internationales Entwurfsseminar statt. Nicht genug: Für die zwei neuen Schulzimmer wählte sich Snozzi den schwierigsten Bauplatz des Geländes aus, in der Ecke, direkt an der Kirche, dort, wo auch Archäologen gegraben haben.

2. Obergeschoss mit Garderobe und Zugangsgalerie.

Der 77-jährige Snozzi entwirft radikal und einfach: Er stellt den Anbau auf zwei Scheiben und berührt so im Erdgeschoss den Boden der Ausgrabungen möglichst wenig. Eine kleine Treppe führt von einem der zwei Schulzimmer direkt hinaus. Doch der eigentliche Zugang führt von der bestehenden Schule ins zweite Obergeschoss des Anbaus. Mit einer Garderobe löst Snozzi nebenbei das Problem mit einer im Weg stehenden Seitenkapelle der Kirche. Der Eingangsraum ist schmaler als der Rest des Anbaus und verbindet wie eine Seufzerbrücke Bestehendes und Neues. Doch vom Platz sieht der Besucher nur eine Betonscheibe, die auch die Zugangsgalerie der neuen Schulräume verdeckt. Darin steckt der Clou des Entwurfs: Snozzi kopiert seinen früheren Schnitt. Die fünf bestehenden Schulzimmer sind zweigeschossig, mit einem halben Tonnendach gedeckt und mit einer Spielgalerie verbunden. Er versetzt diesen Schnitt um ein Geschoss nach unten. Das heisst, der Hauptgang der bestehenden Schule setzt sich im zweiten Obergeschoss des Anbaus fort. Statt dass die Schüler vom Schulzimmer zur Galerie hochgehen, steigen sie von der Galerie ins Schulzimmer hinunter. So einfach kann ein Entwurf sein. Selbstverständlich sind die Schulräume gegen den Platz verglast. Die Oberlichter sind hinter der höher gezogenen Betonscheibe versteckt. Die Schule in Monte Carasso ist damit definitiv zum Lehrbeispiel für den Umgang mit Bestehendem geworden. Snozzi baut wie gewohnt für den Ort. BÖ

Erweiterung Schulzentrum Ex Convento
2009

Monte Carasso TI

Bauherrschaft
Gemeinde Monte Carasso

Architektur
Luigi Snozzi
Locarno

Mitarbeit

Giuliano Mazzi
Claudio Buetti

Auftragsart

Direktauftrag
(Folgeauftrag von 1993)

Anlagekosten
(BKP 1-9)
CHF 1,5 Mio.

Vorgestelltes Projekt

EBP AG / Lichtarchitektur

Schulanlage Walka Zermatt

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