Drachengrat im Sparrenzelt – Kunst[Zeug]Haus

3. Juni 2008

Kunst(Zeug)Haus
2008
Schönbodenstrasse 1
Rapperswil-Jona SG

Bauherr
Stiftung Kunst(Zeug)Haus
Rapperswil

Architektur
Isa Stürm + Urs Wolf Architekten
Zürich

Boris Buzek
Claudia Jongbloed
Martin Kostelezky
Sebastian Müller
Rafael Schmidt

Auftragsart
Wettbewerb auf Einladung

Bauführung
GMS Partner
Peter Eugster
Hermann Stricker
Zürich

Tragkonstruktion
Jürg Buchli
Haldenstein

Oblichtkonstruktion
Jan Zaba
Mebatech AG
Baden


Anlagekosten

4,2 Mio.CHF
Umbau
(BKP 1–9)

Fassade gegen die Durchgangsstrasse. Der Drachengrat macht das Zeughaus zum Merkpunkt im Stadtgefüge.

Fotos: Hannes Henz

Damit ist die Frage nach dem Veredelungsgrad gestellt. Wie roh und rau darf ein Museum sein, wie sehr darf seine Zeughausvergangenheit sichtbar bleiben? Anders herum: Wo investiert man das knappe Geld? Isa Stürm und Urs Wolf, die Architekten, haben sich zur Konzentration entschlossen. Sie schlitzten das Dach auf, genauer, sie setzen dem Mittelteil einen Drachengrat auf. Wie der Rücken eines Untiers schlängelt er sich in einem s-förmigen Doppelbogen des neuen Dachaufbaus über die ganze Länge des Gebäudes. Der Grat steigt, senkt sich in der Mitte und schwillt noch einmal an. Die beiden Bewegungen von auf und ab und von hin und her überlagern sich, dem strengen Achsentakt der Fenster und Tore wurde ein riesiger, organischer Hut aufgesetzt.

Das Sparrenzelt im Innern. Die Beleuchtung hat verschiedene Helligkeiten, der Blick in die Tiefe sorgt für weiten Atem.

Im Innern ist der Drachenkamm ein schwiefwinkliges Sparrenzelt mit eingelassenen Kunststoffbändern, die für Tageslicht sorgen. Es gibt verschiedene Helligkeiten in den Ausstellungsräumen, die Mittelzone kriegt mehr Tageslicht als die Seitenkabinette. Die weiten Durchblicke längs durch den Raum geben dem Museum einen grossen Atem, man fühlt sich auf einem Kunstspaziergang. Die Spannung zwischen dem militärischen Nutzdenken, das das Schrittmass der Pfosten befielt, und dem beschwingten Spiel der freien Form, das dem Einfall der Architekten gehorcht: Das macht aus dem Zeughaus das Museum.

Die Treppe vom Erd- ins Obergeschoss. Es gilt der Hausvatergrundsatz: Alles, was noch brauchbar ist, bleibt.

Nur noch die grosse Treppe vom Eingang in den ersten Stock ist ein Eingriff in die Ständerkonstruktion. Sonst wird das Zeughaus möglichst wenig angetastet. Die Böden im Erdgeschoss wurden geflickt, im oberen ein Zementboden eingebracht, die Pfosten und Balkenlagen nur weiss gestrichen. Die Einbauten sind mit weissen Gipswänden eigentlich hineingestellte Möbel – es herrscht eine Hausvatervernunft, die sagt: Alles, was noch brauchbar ist, bleibt. Einzig in den Sanitärräumen haben die Architek- ten sich einen aufwendigen Minimalismus geleistet: WCs wie aus dem Comic ‹As Found›. Trotz der Kargheit hat das Kunst(Zeug)Haus etwas Feierliches, vielleicht ist das gemeint, wenn man von heiliger Nüchternheit spricht. LR

Grundrisse: Veranstaltungsraum 1, Foyer 2, WC 3, Anlieferung 4, Museumspädagogik 5, Werkstatt 6, Lager 7, Technik 8, Ausstellungsraum 9, Robinsonbibliothek 10, Video 11, Grafisches Kabinett 12, Büros 13.
Längsschnitt. Die punktierten Linien markieren den Ausschnitt der transparenten Kunststoffausschnitte.

Kunst(Zeug)Haus
2008
Schönbodenstrasse 1
Rapperswil-Jona SG

Bauherr
Stiftung Kunst(Zeug)Haus
Rapperswil

Architektur
Isa Stürm + Urs Wolf Architekten
Zürich

Boris Buzek
Claudia Jongbloed
Martin Kostelezky
Sebastian Müller
Rafael Schmidt

Auftragsart
Wettbewerb auf Einladung

Bauführung
GMS Partner
Peter Eugster
Hermann Stricker
Zürich

Tragkonstruktion
Jürg Buchli
Haldenstein

Oblichtkonstruktion
Jan Zaba
Mebatech AG
Baden


Anlagekosten

4,2 Mio.CHF
Umbau
(BKP 1–9)

Vorgestelltes Projekt

TK Architekten

Revitalisierung Shopping Center «Serfontana»

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