Neubauten Sony-Areal

Home of Sony

18. August 2011

Neubauten Sony-Areal
2010

Schlieren ZH

Bauherrschaft
Gebäudeversicherung Kanton Zürich

Auftragserteilung
Direktauftrag

Architektur
steigerconcept ag, Zürich
Jochen Brunner, Silvan Burkhalter, Marina Nuth, Marc Raess, Rémy Voisard, Jan Waldmann

Fachplaner
HLS: Kiwi, Dübendorf
Elektro: IBG AG, St. Gallen
Bauphysik: Kopitsis, Wohlen
Bauingenieur: wlw, Mels

Bauleitung
TU: befair partners ag, Zürich

Kunst-am-Bau
Hans Thomann, St. Gallen

Gebäudekosten BKP 2
CHF 45.0 Mio

Gebäudevolumen
Oberirdisch 20'684 m3 (SIA 416)

Energiestandard
Minergie

Fotos
Roger Frei, Zürich

Südfassade

Was hat Sie an der Bauaufgabe am meisten interessiert?

Am meisten interessiert hat uns der Brand «Sony» und der Ort.
Der Brand Sony steht für Innovationskraft und hohen Designanspruch. Dieses Image von Sony in eine Architektursprache umzusetzen hat uns sehr interessiert. In den etlichen Besprechungen mit den Verantwortlichen haben wir stets die starke Identifizierung mit den Werten von Sony gespürt. Dazu kam der Anspruch, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, wo dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Familie, Ausdruck findet und gelebt werden kann.
Die kulturelle Prägung der Firma ist japanisch, das Arbeitsumfeld global, das Personal zum grössten Teil aus der Region. Das Gebäude heisst heute «Home of Sony», aus unserer Sicht Ausdruck dafür, dass Sony den neuen Bau ins Herz geschlossen hat.
Zudem weist die Lage des Areals einige Tücken auf: Der Brückenkopf, die komplizierte Erschliessung und die Immissionen des Gleisfeldes stellten hohe Anforderungen. Die Frage, wie man aus dieser Prämisse attraktive Räume, ein neues Stück Stadt schaffen kann, hat uns sehr interessiert.

Situation

Wie würden Sie den durchlaufenen Entwurfsvorgang beschreiben?

Der Entwurfsvorgang war sehr kooperativ. Angefangen haben wir mit unterschiedlichsten städtebaulichen Typologien, die wir dem Charakter des Ortes, dessen Stimmung und den zu erwartenden Bedürfnissen gegenübergestellt haben. Es zeigte sich, dass die nun ausgeführte Grundidee der drei unterschiedlichen Gebäude im Ensemble äusserst tragfähig und modulierbar war.
Sämtliche am Planungsprozess Beteiligte sind sehr früh eingebunden worden. Die bewilligende Behörde war bereits in der Studienphase involviert. Optimierungsprozesse sind sehr früh durchgeführt worden, über die Kostenfolgen waren wir stets im Bilde. Erst nachdem das Konzept auf allen Ebenen aufging, haben wir die Planung mit den erarbeiteten Kriterien fertiggestellt und auch realisiert. Der ehrgeizige Terminplan veranschaulicht den Rahmen: Von der Konzeptskizze bis zum Baugesuch vergingen acht Monate, der Baubeginn erfolgte fünf Monate nach Einreichen des Gesuchs, die Eröffnung des Sony-Baus erfolgte nach einer Bauzeit von 18 Monaten.
Die gestalterischen Grundthemen haben wir sehr früh formuliert und mussten im gesamten Prozess immer wieder hinterfragt, verfeinert und manchmal auch hartnäckig verteidigt werden.
Ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen sämtlichen Beteiligten, von der Behörde bis zum Investor, und das gemeinsame Ziel waren unabdingbare Grundlagen für die erfolgreiche Umsetzung.

Grundrisse Untergeschoss bis 2. Obergeschoss

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?

Von Anfang an stellte sich die Frage, wie der Entwurf mit den «Belastungen» des Ortes umzugehen vermag und daraus ein überzeugendes Stück Stadt mit einer guten Architektur entsteht.
Das gesamte Areal nördlich des Bahntrasses hat eine industrielle Vergangenheit und befindet sich in einem Transformationsprozess. Wohnnutzungen, Dienstleistungen, Shopping sowie Hotels sind in der Planung und Ausführung. Dies generiert Räume, die von der Bevölkerung erst noch in Besitz genommen werden müssen.
Das Sony-Grundstück steht zudem direkt an der meistbefahrenen Bahnlinie der Schweiz, im Schnitt fährt alle 90 Sekunden ein Zug vorbei. Der Bahnhof von Schlieren liegt auf der anderen Gleisseite. Dazu kommt die stark befahrene Brücke samt Rampe.
Unser Entwurf entwickelt sich direkt aus diesen Bedingungen: Wir haben den Sony-Bau an die Bahnlinie, an diese Lebensader gestellt, dorthin, wo sich die urbanen Verflechtungen im Verkehrsaufkommen abbilden und die Visibilität enorm hoch ist.
Der Zugang des Gebäudes ist der Brücke zugewandt. Der bisher vernachlässigte Raum unter der Brücke wirkt neu wie eine überdimensionale überdachte Erweiterung der Vorfahrt. Dieses bewusste Bekenntnis zum vorhandenen Raum und die daraus abgeleitete Materialisierung, sowohl des Gebäudes wie auch der Umgebung, machen einen wesentlichen Teil der spezifischen Atmosphäre aus. Dafür schützt der Bau den durch die drei Volumen generierten Innenhof.
Schon in den ersten Visualisierungen haben wir die schwierigste Seite als Adresse thematisiert. Das hat sehr dazu beigetragen, dass die spezifischen Bedingungen des Ortes nicht als Belastung, sondern eben als Chance betrachtet wurden.

Schnitte Bürogebäude und Wohngebäude

Haben aktuelle gesellschaftliche Veränderungen, die Bauträgerschaft oder die Bedürfnisse der späteren NutzerInnen den Entwurf entscheidend beeinflusst?

Die Investorin der Anlage, die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich (GVZ), hat einen grossen Anteil an der erfolgreichen Realisierung geleistet. Sie hat von Beginn weg mit grossem Interesse und Einsatz zur erfolgreichen Umsetzung beigetragen. Die nachhaltige Qualität der Wohnungen wie der Büros war der GVZ ein wichtiges Anliegen. Das waren keine Lippenbekenntnisse: Die GVZ gab sich ein Budget für Zusatzwünsche in der Planung, auch wenn die Rendite dadurch geringfügig geschmälert wurde. Das ist keine Selbstverständlichkeit und hat zur hervorragenden Atmosphäre im Team beigetragen.


Wie ist das Verhältnis des Entwurfs zum vollendeten Bauwerk? Gab es bedeutende Projektänderungen oder veränderte ein Lernprozess das architektonische Ziel?

Wesentliche Eckpunkte des ersten Entwurfes sind in der gesamten Entstehungszeit unverändert geblieben: Das Konzept der drei Gebäude, der turmartige Kopf des Sony-Gebäudes, die Lage des Wohngebäudes und so weiter. Die architektonische Gestaltung der einzelnen Gebäude hat sich im Prozess entwickelt.
So haben wir im ursprünglichen Konzept des Sony-Gebäudes einen Sonnenschutz über die Bedruckung des Glases entwickelt, da für uns ein konventioneller aussenliegender Sonnenschutz durch die Feinstaubimmissionen der Bahn nicht in Frage kam.
Die Bedruckung ist nicht ausgeführt worden, unter anderem aus Kostenfolgen. Der Sonnenschutz konnte aber trotzdem über ein einfacheres Konzept auf der Fassadeninnenseite erreicht werden.
Als weiteres Beispiel kann die Definition des Mieterzielpublikums und die damit verbundenen gestalterischen Konsequenzen beigezogen werden. Es machte Sinn, die Nähe zum Sony-Bau im Zuschnitt der Wohnungen abzubilden: Das Zielpublikum soll urban, mobil, technikaffin sein. Alles Kriterien, die mit dem Label Sony hervorragend zusammenpassen. Das hatte zur Konsequenz, dass die Wohnungen nicht für die klassische Familie mit zwei Kindern organisiert werden mussten. So haben wir Grundrisse entworfen, deren Räume sich über grosse Doppeltüren verbinden lassen und dadurch aussergewöhnlich grosszügig wirken. Diese Grosszügigkeit spiegelt sich an der Fassade wider, wo doppelgeschosshohe Balkonräume die Gestaltung wesentlich prägen.


Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Südfassade

Neubauten Sony-Areal
2010

Schlieren ZH

Bauherrschaft
Gebäudeversicherung Kanton Zürich

Auftragserteilung
Direktauftrag

Architektur
steigerconcept ag, Zürich
Jochen Brunner, Silvan Burkhalter, Marina Nuth, Marc Raess, Rémy Voisard, Jan Waldmann

Fachplaner
HLS: Kiwi, Dübendorf
Elektro: IBG AG, St. Gallen
Bauphysik: Kopitsis, Wohlen
Bauingenieur: wlw, Mels

Bauleitung
TU: befair partners ag, Zürich

Kunst-am-Bau
Hans Thomann, St. Gallen

Gebäudekosten BKP 2
CHF 45.0 Mio

Gebäudevolumen
Oberirdisch 20'684 m3 (SIA 416)

Energiestandard
Minergie

Fotos
Roger Frei, Zürich

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