Neubau MFH Kirchrainweg 4a

Vom Entrée zur Weisstanne

16. Januar 2014

Neubau MFH Kirchrainweg 4a
2013

Kriens LU

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Kirchrainweg AG

Architektur und Nachhaltigkeit
aardeplan ag Architekten ETH SIA, Baar

Fachplaner
Strategie und Gesamtkonzeption: e4plus AG, Kriens
Haustechnikplanung: Zurfluh Lottenbach GmbH, Luzern
Elektroplanung: NET-DESIGN AG, Luzern
Holzbauplanung: AG für Holzbauplanung, Rothenthurm
Landschaftsarchitektur: Freiraumarchitektur GmbH, Luzern

Gebäudekosten BKP 2
CHF 4.3 Mio.

Gebäudevolumen
4424 m3

Kubikmeterpreis
985.- CHF/m3

Energiestandard
MINERGIE-A-ECO (erstes MINERGIE-A-ECO MFH der Zentralschweiz), SIA-Effizienzpfad, 2000-Watt-Gesellschaft, SNBS

Auszeichnung
Watt d’Or 2014
Herkunftszeichen Schweizer Holz

Fotos
AURA, Fotoagentur, Luzern (Bild 1)
Guido Baselgia Fotografie, Malans

MFH Kirchrainweg 4a

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Bauaufgabe zeigt, dass sich hohe Anforderungen bezüglich der Nachhaltigkeit auch bei aussergewöhnlichen örtlichen Begebenheiten gut mit den Aspekten der Architektur verbinden lassen. Für uns war von Anfang an klar, dass die Architektur auch hier die Basis für die Nachhaltigkeit ist. Die Situierung des Gebäudes, die Ausformulierung des Baukörpers sowie die Gestaltung der Wohnungsgrundrisse standen für uns am Anfang unserer Überlegungen und haben uns während des ganzen Planungsprozess weiterhin stetig begleitet. Dabei sind wir von den zukünftigen Nutzern und den angrenzenden Nachbarsbauten ausgegangen.

Entrée

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Gebäude ist Bestandteil eines Ensembles mit unterschiedlichen Bauten. Zusammen mit einem benachbarten Neubau und dem angrenzenden über 400-jährigen Wohnhaus bildet es eine geschützte Hofsituation. Dieser Hof dient als gemeinsamer Aussenraum und Zugang zu den angrenzenden Häusern. Zudem musste sich das neu entstandene Ensemble in die Umgebung eingliedern, welche in der Ortsbildschutzzone liegt und durch Bauten geprägt ist, die unter Denkmalschutz stehen.

Oblicht Treppenhaus
Treppenhaus

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Markus und Marie-Theres Portmann als Vertreter der Bauherrschaft (Kirchrainweg AG), und selbst Bewohner des angrenzenden 400-jährigen Wohnhauses, haben das Projekt durch alle Planungs- und Bauphasen intensiv begleitet und persönlich konzeptionell stark geprägt. Als Landeigentümer war es ihnen ein grosses Anliegen zu zeigen, dass Architektur und Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auch an anforderungsreichen Lagen zusammen gehören. Ihnen war es als Nachbarn zudem wichtig, dass ein städtebaulich wertvolles Ensemble entsteht, welches für alle zukünftigen Nutzer einen Mehrwert schafft.

Terrasse
Balkon

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
aardeplan beschäftigt sich seit der Gründung vor 14 Jahren intensiv mit der Kombination von Architektur und Nachhaltigkeit. Immer wieder durften wir Werke realisieren, welche einen Pioniercharakter aufwiesen. Mit diesem Gebäude konnten wir aber erstmals einen Bau erstellen, der bis ins letzte Detail alle Komponenten der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Dies geht von der Grundrisskonzeption über die Art der Fügung der einzelnen Baumaterialien und der vollständig dachintegrierten Photovoltaikanlage bis zur Auseinandersetzung mit der Mobilität, welche wiederum einen Einfluss auf die Erschliessung und Gestaltung der Grundrisse hatte. Die grosszügigen Entrées der einzelnen Wohnungen sind zum Beispiel das Resultat davon. Diese dienen nicht nur als Empfangsraum und erhöhen zusätzlich die Nutzungsflexibilität, sondern ermöglichen dank ihren grosszügigen Dimensionen auch das Abstellen des Veloanhängers, mit dem die täglichen Einkäufe nach Hause gebracht werden.

Aussenaufnahme hangseitig

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Die Frage der Nachhaltigkeit ist für uns viel mehr als der selbstverständlich sorgsame Umgang mit der Energie für die Raumwärme und das Warmwasser. Die Bauherrschaft wünschte einen Holzbau, der als solcher auch in den Wohnräumen wahrnehmbar ist. Die sichtbaren Holzflächen an den Decken und Aussenwänden erfüllen mehrere Aufgaben. Einerseits sind sie fertige Oberflächen mit all ihren positiven haptischen und ästhetischen Eigenschaften. Andererseits sind sie Teil der Tragstruktur und erfüllen zusätzliche wichtige Aspekte der Bauphysik (Feuchtigkeitsspeicher und Dampfbremse). Hätten wir die Wände mit Gipsplatten verkleidet, wäre die Qualität der Holzoberfläche nicht mehr spürbar gewesen und wir hätten eine nicht zu vernachlässigende Menge an grauer Energie zusätzlich eingebracht.

Die bewusste Wahl für den Werkstoff Holz war auch Anlass für die Bauherrschaft eine Holzart zu fordern, die standortgerecht ist und lokal verarbeitet wird. Die Wahl fiel auf die einheimische Weisstanne, welche heute als Werkstoff für den Hochbau kaum mehr zum Einsatz kommt. Der Holzschlag erfolgte im angrenzenden Luzerner Stadtwald, die Stämme wurden in einer lokalen Sägerei aufgeschnitten, in Rothenthurm zu Holzwerkstoffplatten und in Alpnach zu Elementen verarbeitet. Dies geschah alles im Umkreis von nur rund 30 Kilometern. Auch ein Aspekt der Nachhaltigkeit, wenn man sich den heute globalen Holzhandel vor Augen hält.


Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!

Situation
Grundriss Wohnen
Querschnitt

Neubau MFH Kirchrainweg 4a
2013

Kriens LU

Auftragsart
Direktauftrag

Bauherrschaft
Kirchrainweg AG

Architektur und Nachhaltigkeit
aardeplan ag Architekten ETH SIA, Baar

Fachplaner
Strategie und Gesamtkonzeption: e4plus AG, Kriens
Haustechnikplanung: Zurfluh Lottenbach GmbH, Luzern
Elektroplanung: NET-DESIGN AG, Luzern
Holzbauplanung: AG für Holzbauplanung, Rothenthurm
Landschaftsarchitektur: Freiraumarchitektur GmbH, Luzern

Gebäudekosten BKP 2
CHF 4.3 Mio.

Gebäudevolumen
4424 m3

Kubikmeterpreis
985.- CHF/m3

Energiestandard
MINERGIE-A-ECO (erstes MINERGIE-A-ECO MFH der Zentralschweiz), SIA-Effizienzpfad, 2000-Watt-Gesellschaft, SNBS

Auszeichnung
Watt d’Or 2014
Herkunftszeichen Schweizer Holz

Fotos
AURA, Fotoagentur, Luzern (Bild 1)
Guido Baselgia Fotografie, Malans

Vorgestelltes Projekt

EBP AG / Lichtarchitektur

Schulanlage Walka Zermatt

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