Vom Bürogebäude zum Wohnhaus

Lengen Hajdarevic Architektur
21. September 2023
Foto: Federico Farinatti
Herr Lengen, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die Besonderheit des Projekts liegt vor allem in der Nutzungsänderung und dem Bauen im Bestand. Um das Gebäude an die Anforderungen der neuen Nutzung anzupassen, waren gezielte, teils strukturelle Eingriffe notwendig. Das Projekt ist geprägt vom Spannungsfeld zwischen den entwerferischen Freiheiten, welche sich durch die tiefgreifenden Anpassungen an der Gebäudestruktur ergaben, und den konstruktiven und räumlichen Möglichkeiten innerhalb des bestehenden Gebäudes. 

Das Haus steht in der Kernzone II, zur Nachbarschaft gehört ein weitläufiges Naherholungsgebiet. Beat Lengen und Arza Hajdarevic legten daher besonderen Wert darauf, das Ortsbild mit ihrer Gestaltung zu stärken. (Foto: Federico Farinatti)
Im Zuge des Umbaus hat das Haus eine klare Adressierung erhalten. (Foto: Federico Farinatti)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Die Entwurfsidee entstand im Wesentlichen aus der Auseinandersetzung mit dem Bestandsgebäude. Durch die vertiefte Betrachtung war es uns möglich, Defizite und allfällige Potenziale zu erkennen. Im Kern ging es darum, die räumlichen Qualitäten im Innern und den Ausdruck des Gebäudes gegen aussen so zu verändern, dass diese fortan der neuen Nutzung als Wohnhaus entsprechen.

Das Treppenhaus wurde verschoben, der Eingang befindet sich neu an der zur Strasse orientierten Längsfassade. Dadurch wurde die Erschliessung für die neue Nutzung optimiert. (Foto: Federico Farinatti)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das bestehende Gebäude befindet sich in der Kernzone II und liegt in unmittelbarer Nähe einer weitläufigen Naherholungszone. Wir konzentrierten uns darauf, das Haus besser in die Dorfstruktur einzubinden, die Vorgaben betreffend des Ortsbildes zu respektieren und die privilegierte Lage spürbar zu machen. Durch die Verschiebung des Treppenhauses und die Anordnung des Eingangs an der Längsfassade zur Strasse wurde die Erschliessung in jeder Hinsicht für die Wohnnutzung optimiert: Der Zugang ist nun direkter, die Adressierung klarer, und das Gesicht des Gebäudes zum Dorf wurde gestärkt. Durch die Verwendung ortstypischer Materialien wurde dem Ortsbild Rechnung getragen, und die grosszügigen Öffnungen im Bereich der Giebelfassaden akzentuieren den Bezug nach aussen wie auch den Blick ins Grüne.

Die neu geschaffenen Wohnräume in dem einstigen Bürohaus sind hell und freundlich. Die gewählten Materialien verleihen ihnen eine behagliche Atmosphäre. (Foto: Federico Farinatti)
Grosse Öffnungen an den Giebelfassaden sorgen für einen starken Bezug zum Aussenraum. (Foto: Federico Farinatti)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Bauherrschaft hat bereits zu Beginn definiert, dass kein Neubau realisiert, sondern das bestehende Gebäude umgebaut werden soll. Darüber hinaus sollten grosszügige, helle Wohnungen mit einem hohen Ausbaustandard entstehen. Diese Vorgaben waren entscheidend für die weitere Projektierung. 

Die Galerien der Wohnungen im Dachgeschoss sind entscheidend für die Dramaturgie der Raumfolge. (Foto: Federico Farinatti)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Der Erfolg des Projekts lässt sich nicht an einem einzelnen Produkt oder Material festmachen, er wird vielmehr getragen vom Zusammenspiel der verschiedenen Materialien. Baustoffe wie Verputz, Beton, Holz, Kupfer und Ton, welche durch ihre Materialhaftigkeit und Farbe Eigenständigkeit und Zurückhaltung zugleich suggerieren, prägen das Gesamtbild der Fassade. Dies trägt zum Ausdruck und zur Autonomie des Gebäudes bei, das sich durch die nuancierte Materialisierung und die zurückhaltende Farbgebung harmonisch ins Ortsbild einbettet.

Foto: Federico Farinatti
Situation (© Lengen Hajdarevic Architektur)
Grundriss Obergeschoss (© Lengen Hajdarevic Architektur)
Grundriss Dachgeschoss (© Lengen Hajdarevic Architektur)
Grundriss der Galerie im Dachgeschoss (© Lengen Hajdarevic Architektur)
Querschnitt (© Lengen Hajdarevic Architektur)
Bauwerk
Mehrfamilienhaus Zürcherstrasse
 
Standort
Zürcherstrasse 42, 8142 Uitikon-Waldegg
 
Nutzung
Umnutzung eines Bürogebäudes zum Mehrfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Lengen Hajdarevic Architektur GmbH, Zürich
Projektbeteiligte: Arza Hajdarevic und Beat Lengen
 
Fachplaner
HLS: Noci Ingenieure GmbH, Uitikon-Waldegg
Elektro: wobmann2 elektroplanung + design, Zürich 
Bauphysik: Amstein + Walthert AG, Zürich
Bauingenieur: Ingenieurbureau Heierli AG, Zürich
 
Bauleitung
Lengen Hajdarevic Architektur GmbH, Zürich
 
Fertigstellung
2023
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF ca. 4.2 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF ca. 3.3 Mio.
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Holzbau: BAUR Holzbau AG, Wettswil am Albis
Spenglerarbeiten und Bedachungen: Rolf Weidmann AG, Oberengstringen
Küchen: NILO Schreinerei und Küchenbau AG, Wettingen
Gipserarbeiten: Romeo + Sohn GmbH, Schlieren
Schreinerarbeiten: M+E Schreinerei AG, St. Margareten
 
Fotos
Federico Farinatti

Vorgestelltes Projekt

MMJS Jauch-Stolz Architekten AG

Wohnbau Giselihalde

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