50 Jahre später

Jenny Keller
15. Mai 2014
Bild: René Burri, Quelle: Magnum, Paris, aus der Grafiksammlung des Museums für Gestaltung Zürich

Noch letzten Samstag war nicht viel los beim Heidi-Weber-Pavillon oder Centre Le Corbusier bei der Blatterwiese in Zürich. Ein Mann mit Besen in der Hand und Zigarette im Mundwinkel kehrte den Eingang, der Rasen um das Bauwerk war vielerorts niedergetrampt von Interessierten, die wissen wollten, was sich im Innern dieses Stahl-Glas-Pavillons abspielte. Erfahren haben sie nicht viel, man wusste schon, dass der Pavillon, das letzte und einzige Bauwerk Le Corbusiers in Zürich, am 13. Mai nach dem Ende des fünfzigjährigen Baurechts an die Stadt Zürich zurückgefallen ist. Als Entschädigung zahlt die Stadt Heidi Weber die mit Gemeinderatsbeschluss vom Juni 1963 vertraglich vereinbarten siebzig Prozent der Anlagekosten, rund eine Million Franken. Auch ein zweiter bekannter Name ist in das Baudenkmal verwickelt: Die farbig emaillierten Fassadenpanele und die Verglasung wurden mit dem Ingenieur Jean Prouvé entwickelt.

Die Stadt Zürich wird das Museum im Sinne von Heidi Weber weiterführen, wurde an einer Pressekonferenz mitgeteilt. Sie will das Gebäude im Rahmen einer Zwischennutzung bis 2016 der Öffentlichkeit jeweils während der Sommermonate zugänglich machen. Danach soll eine öffentlich-rechtliche Stiftung das Museum betreiben. Sicher ist, dass der Pavillon als Gesamtkunstwerk Bestand haben wird, die Stiftung Denkmalpflege schreibt über das Objekt mit Modellcharakter: «Der Status des Pavillons als konstruktiver Prototyp ist mit zahlreichen konstruktiven Experimenten verbunden, die zur Folge haben, dass es unmöglich ist, eine Instandsetzung nach den derzeit gültigen Bau- und Energienormen vorzunehmen. Dies würde zu einer irreversiblen Zerstörung des Werks führen.»

Das Verhältnis von Stadt und Galeristin Heidi Weber war nicht immer das Beste, Corinne Mauch scheint bei Amtsantritt mit einem Besuch und einem Blumenstrauss  Einges wiedergutgemacht zu haben. Im Magazin des Schweizer Heimatschutzes «1964 - ein Blick zurück» (gratis zu bestellen) erfahren wir in einem gekürzten Interview mit Heidi Weber von 1980 auch einige Anekdoten über die schwierige Zeit der Erstellung des Pavillons. Kurz nach Beginn der Bauarbeiten ertrank Le Corbusier am Cap Martin an der Côte Azur.

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