Arles macht Schule

Susanna Koeberle
15. Mai 2019
Ausstellungsansicht «A School of School: Design as Learning» im Luma Arles, Parc des Ateliers, Arles (Bild © Joana Luz)

Die 4. Istanbul Design Biennale präsentierte letztes Jahr ein vielfältiges Programm, das sich über die ganze Stadt ausbreitete. Nun zeigt das interdisziplinäre Zentrum Luma Arles, in dem auch Atelier Luma beheimatet ist, eine Auswahl der Arbeiten. Kuratiert wurde die Ausstellung von Jan Boelen, der zusammen mit Vera Sacchetti und Nadine Botha Co-Kurator der Istanbul Design Biennale war. Boelen war es auch, der zusammen mit Maria Finders 2016 das Atelier Luma gründete. Dieses versteht sich als Labor für Ideen, als Ort des Austausches von Wissen und zwischen Menschen. Die Disziplin Design wird dabei als wichtiger Indikator für Veränderungen gesehen. Sei es was Produktionsbedingungen betrifft (lokal versus global, Massenproduktion versus Handwerk) oder auch hinsichtlich soziologischer Themen (öffentlicher versus privater Raum, Kollektiv versus Individuum, Konsumierende versus Produzierende). 

Bild © Joana Luz

Die Kurator*innen der Design Biennale verstehen Design als Instrument zum Hinterfragen von Systemen und Ideen, als Disziplin, die Lösungen und Alternativen entwickeln kann. Dies trotz der Tatsache, dass sich Design auf einem glitschigen Parkett bewegt – zwischen Lifestyle und Design Festivals auf der einen Seite und dem Erwachen zu einem neuen Bewusstsein für notwendige Veränderungen auf der anderen. Hier knüpft auch der Fokus auf Bildung an. Denn auch diese gilt es kritisch zu hinterfragen, damit Veränderungen stattfinden und weiter wachsen können. Die Ausstellung «School of Schools» wird danach nach Belgien (C-Mine in Genk) reisen. In Arles sind bis zum 26. Mai 2019 Arbeiten von über 90 internationalen Teilnehmenden zu sehen. Die Ausstellung wird zudem Teil der «Luma Days #3» sein, die vom 22. bis 25. Mai über die Bühne gehen. Das jährlich stattfindende Forum bietet öffentliche Events, Vorträge, Workshops und Kunstinstallationen. 

Die Themen Verantwortung und Handlungsermächtigung stehen dabei im Zentrum vieler Beiträge der Ausstellung. Denn Passivität und Gleichgültigkeit sind der Tod jeder Veränderung. Die ausgestellten Projekte zeigen, wie Design unsere Sicht auf die Welt schärfen und zum Handeln animieren kann. So untersuchte Ebru Kurbak anhand des Reiseführers «Lonely Planet», wie Orte in Syrien zerstört wurden. Emelie Röndahl zeigt mit ihrem Projekt «Google Weawing Stop-time» auf anschauliche Art, wie Algorithmen unsere Wahrnehmung steuern. Weber*innen wählen ein Bild aus, das von Google generiert wird, wenn man bestimmte Stichworte eingibt. Alle Teppiche sind mit einer alten Webtechnik realisiert, die sowohl in Skandinavien wie auch im Mittelmeerraum üblich war. Die dadurch entstehende Online Community von Weber*innen führt die Macht von Google vor, Bilder zu generieren, und unterwandert diese zugleich. Zum Handeln aufgefordert wird man als Konsument*in eines Möbelstücks von Lukas Wegwerth. Sein modulares System «Three  + one» erlaubt das Erstellen von grösseren Strukturen, die sowohl für den heimischen Gebrauch wie auch als Ausstellungsarchitekturen funktionieren. Sie sind Teil der Ausstellung und werden auch sonst bei Luma Arles verwendet.

Bild © Joana Luz

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