Aufladen und reflektieren

Jenny Keller
31. Mai 2016
Architektur durch Abwesenheit ausstellen. Negativ eines Schiffbugs im serbischen Pavillon. Bild: jk

«Heroik | Free» ist der Name der Installation im serbischen Pavillon, auf dem immer noch Yugoslavia steht. Von aussen ein faschistischer Tempel, der seine Geschichte (die der 1930er-Jahre und die der 1990er-Jahre) stumm erzählt, im Innern ganz der Gegenwart verschrieben: Ein Stapel Briefe türmt sich im Vorraum dieses Tempels – alles hoffnungsvolle Schreiben junger Architekten, die ihr Glück in einem ausländischen Büro suchen wollen und mit einer vorgefassten Antwort auf ein unbezahltes Praktikum vertröstet werden. Im Innern des Tempels finden wir eine meditative Situation mit repetitivem Sound vor: Das blaue Negativ eines Schiffbugs dient den ermüdeten Biennale-Besucherinnen und Besuchern als Liegewiese, wo man seine eigenen und die Batterien seines Telefons oder Computers laden kann.

«... the only available position we have is an unpaid internship.» Bild: Heroik | Free shipping

Dieser oberflächlichen Nutzung wird durch die Lektüre der Briefe und durch die Schiff-Analogie (das volle Boot der Architekturbüros, die unzähligen Boote auf dem Mittelmeer) eine zweite Ebene hinzugefügt, die von der Front erzählt, an der die jungen Kuratoren, Stefan Vasić (*1989), Ana Šulkić (*1990) und Igor Sjeverac (*1990) und ihre Architektenkolleginnen und -kollegen zu kämpfen haben: Sie sind zwar weltweit vernetzt, aber oft ohne konkrete Arbeitsmöglichkeiten im eigenen Land.

Aufladen. Bild: jk

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