Lignum-Gold für Chäserrugg

Manuel Pestalozzi
28. September 2018
Bild: Katalin Deér/Prix Lignum 2018

Zukunftsweisende Arbeiten mit Holz bekannt machen, das ist das Ziel des Prix Lignum. Der Preis wird zum vierten Mal seit 2009 gesamtschweizerisch verliehen. Zugelassen waren Bauwerke, Innenausbauten, Möbel und Kunstwerke aus der Schweiz oder dem Fürstentum Liechtenstein, die zwischen dem 1. Januar 2014 und dem 28. Februar 2018 fertiggestellt wurden.

Es gab Regionalpreise, die für den Nationalpreis qualifizierten und die Aussicht auf Gold, Silber und Bronze eröffneten. Hinzu kamen noch vier nationale Sonderpreise Schweizer Holz. Sie ehren Objekte, welche den naheliegenden Rohstoff aus unseren hiesigen Wäldern in besonderem Masse und in herausragender Weise einsetzen.
 

Das Holz des Kantonalen Polizeigebäudes Freiburg in Granges Paccot kommt aus kantonseigenen Wäldern. Dafür gab es einen Sonderpreis Schweizer Holz. Bild: Roger Frei/Prix Lignum 2018

Summa summarum wurden im Rahmen des Prix Lignum 2018 39 Projekte ausgezeichnet, denen der Verlag Hochparterre ein Themenheft und eine App widmet. Swiss Architects muss sich mit den Medaillenrängen begnügen.

Gold gab es für die Bergstation auf dem Chäserrugg von Herzog & de Meuron Basel Ltd., Basel, mit Blumer-Lehmann AG, Gossau, für die Toggenburg Bergbahnen AG, Unterwasser. Das Projekt hebt gemäss dem Bericht zum Prix Lignum die klassische Zimmermannskunst «auf einen neuen Massstab»: imposante Auskragungen, spitz zulaufende Dachecken, riesige Balken, die auf baumähnlich sich verzweigenden Betonstümpfen lagern. Die Architekten nutzen Holz exemplarisch, um in dieser Höhe zu bauen. Sie integrieren den Bestand geschickt in ein neues Ganzes, das dank dem Holz vorbildlich in die Umgebung passt. Das Resultat ist keine Event-Architektur, sondern eine kraftvolle Ruhe auf dem Berg. Und damit ein Vorbild für viele Tourismusbetreiber, die in sensiblen Landschaften bauen.
 

Silber ging an das Bürogebäude Suurstoffi 22, Rotkreuz (ZG). Bild: Markus Bertschi, Zürich/Prix Lignum 2018

Burkard Meyer Architekten BSA, Baden, bauten mit Erne Holzbau, Laufenburg, für die Zug Estates AG, Zug, das Bürogebäude Suurstoffi 22 in Rotkreuz. Ihm wurde beim Prix Lignum die Silbermedaille umgehängt. Das Preisgremium betrachtet das 36 Meter hohe Hochhaus als einen Leuchtturm für die Branche. Es zeigt eindrücklich, dass sich die Grenzen seit den neuen Brandschutznormen verschoben haben. Holz kann und darf ein Hochhaus tragen – und es muss nicht verkleidet werden. Der Rohbau prägt die Räume und «zelebriert» die Genauigkeit der Vorfabrikation. Die Unterzüge und Stützen zonieren die Büros und sorgen für eine behagliche Arbeitsatmosphäre. Beton trägt den Kern, Baubuche nimmt die hohen Lasten auf, in der Fassade trägt Brettschichtholz aus Fichte und Tanne. Die Holz-Beton-Verbundelemente der Decken integrieren verschiedene Funktionen platzsparend und schaffen so einen ökonomischen Vorteil.
 

Bronze für die Langhäuser in der Siedlung Freilager, Zürich. Bild: Zeljko Gataric/Prix Lignum 2018

Bronze ging schliesslich an die Langhäuser in der Siedlung Freilager in Zürich, ein Werk von Rolf Mühlethaler Architekt, Bern, mit der Renggli AG, Schötz , und der Allreal Generalunternehmung, Zürich. Das Projekt treibt die Urbanisierung des nachwachsenden Baustoffs entschieden voran. Die aussteifenden Kerne mit Treppe und Lift sind aus Beton. Sonst bestehen die drei Bauten gänzlich aus Holz. Die repetitive Strenge beeindruckt durch ihre architektonische Anmut. Was uniform erscheint, zeigt nämlich näher besehen fein rhythmisierte Fassaden und eine wohl überlegte Abstufung in der Materialisierung. Holz ist nicht einfach Holz: Dunkel sind die druckimprägnierten Fassadenelemente, hell die Decken der Veranden, lackiert die runden Stützen. Die Veranden sorgen für einen konsequenten Witterungsschutz der Fassade.

Wanderausstellungen zeigen die Preisträger 2018 ab diesem Herbst bis Ende 2019 in allen Landesteilen.

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