Musée Unterlinden

Jenny Keller
15. Dezember 2015
Reminiszenz an die alte Klostermühle: Das Haus, dahinter das alte Stadtbad und der neue Ackerhof. Bild: © Ruedi Walti

Die Basler schätzen und preisen ihre Nähe zu Frankreich und Deutschland und sehen sich gänzlich als trinationale Stadt. Ein logischer Schritt also, dass Herzog & de Meuron nun auch im Elsass ein Gebäude erstellt haben: die Erweiterung des Musée Unterlinden in Colmar. Das ist nicht irgendein Museum, sondern mit über 200'000 Gästen jährlich soll das Unterlinden eines der meist besuchten Museen Frankreichs sein.

Der internationale Wettbewerb wurde 2009 gewonnen. Wohl auch, weil von Herzog & de Meuron nicht nur eine architektonische, sondern auch eine städtebauliche Aufgabe gelöst wurde. Die Erweiterung sei nichts weniger als eine grosse Veränderung der Stadtstruktur und somit des Tourismus (davon lebt die mittelalterliche Stadt) von Colmar, schreiben die Architekten auf ihrer Seite. Zwei Ensemble (das bestehende mittelalterliche Kloster mit Kapelle) und ein neuer Flügel, der im Volumen ähnlich zur existierenden Kapelle ist, stehen je am wiedereröffneten Sinn-Kanal, der als Symmetrieaxe dienen und die historische Textur der Stadt versinnbildlichen soll. Eine unterirdische Passage verbindet das Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert mit dem neuen Flügel und dem bestehenden ehemaligen Badehaus von 1904 mit seinem prächtigen Jugendstil-Saal. Ein kleines ikonisches Häuschen am Kanal (es soll sich um die verschwundene alte Klostermühle handeln) markiert das Museum zum Unterlinden-Platz hin. Die Materialien Klinker und Kupfer fügen sich in die Farbigkeit des roten Sandsteins ein, den die Basler von ihrem Münster kennen, und lassen das Alte mit dem Neuen eine sorgfältig geplante Einheit bilden.

Zeit also, wieder einmal nach Colmar zu fahren. Wenn nicht vor Weihnachten (der Weihnachtsmarkt von Colmar soll seinen Besuch Wert sein, falls man Weihnachtsmärkte besucht), dann vielleicht im Januar; der 44 Millionen teure Umbau wird am 21. Januar 2016 von Präsident Hollande offiziell eingeweiht, schreibt der Tagesanzeiger. Die Neueröffnung findet jedoch etappenweise statt. So ist der Dachstuhl des neuen Flügels derzeit noch gar nicht offen. Radio SRF empfiehlt, mit einer Reise nach Colmar noch bis zum Oktober 2016 zu warten. Dann eröffnet im fixfertigen Neubau die Schau «Otto Dix und der Isenheimer Altar».

Der Link zu einer Slideshow mit Bilder der Baustelle und Renderings:
http://www.photosnack.com/Costentin/lechantierdumuseeunterlindenacolmar.html



Musée Unterlinden
1 rue Unterlinden
F-68000 Colmar
www.musee-unterlinden.com*

*Die Website ist leider noch nicht auf dem neusten Stand, manchmal dauern reale Baustellen tatsächlich weniger lang als solche im Netz.

Der Isenheim-Altar Matthias Grünewald, 1512-1516, Musée Unterlinden. Bild: © Ruedi Walti
Moderne Kunst (ab 1960) im neuen Flügel des Musée Unterlinden. Bild: © Ruedi Walti
Moderne Kunst (1930 - 1960) im Erdgeschoss des Ackerhof, Musée Unterlinden. Bild © Ruedi Walti

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