Nachtrag zur Expo

Jenny Keller
1. Mai 2015
Konzeptmodell des Schweizer Pavillons von Netwerch.

Die Weltausstellung steht unter dem Überthema «Feeding the planet – Energy for life». Da fragt man sich, weshalb keine der teilnehmenden 145 Nationen eine bessere Idee hatte, als temporäre Bauten durch Mafia-Baufirmen erstellen zu lassen, von denen Ende Jahr nichts mehr übrig sein wird. «Geht man davon aus, dass nach dem Ende der Expo am 31. Oktober mangels eines Nachnutzungskonzepts die Pavillons abgerissen werden, dann kann von kluger Planung und schonendem Umgang mit den Ressourcen keine Rede sein.», steht auch in der gestrigen NZZ, die sich mit der Architektur der Weltausstellung befasst. In der Tat: Das Geld hätte auch in Nahrungsmittel investiert werden können, die man dann nach Syrien, Nepal oder Sizilien in die Auffanglager der Bootsflüchtlinge (um nur drei mögliche Destinationen zu nennen) hätte schicken können. Aber nein. Auch im Jahre 2015 stellen die Länder Pavillons auf, um mittels Architektur ihrem nationalem Prestige Ausdruck zu verleihen. Satt wird dabei niemand.

Somit sei der Schweizer Pavillon Missverständnis, schreibt die NZZ: «Viel zu ernst nahm man die Ankündigung der Expo-Planer der ersten Stunde, dass die Umsetzung der Botschaft Den Planeten ernähren wichtiger sei als eitle Pavillonarchitektur. Doch nun zeigt sich die Expo 2015 (wie nicht anders zu erwarten) als Schauraum von Bauten, die um Aufmerksamkeit buhlen und mit Ästhetik und nachhaltigen Technologien punkten, allen voran der von Schmidhuber aus München expressiv gestaltete deutsche Pavillon. Verglichen mit diesem wirkt der vom Designbüro Netwerch aus Brugg konzipierte Schweizer Pavillon mit seinen schmucklosen, 15 Meter hohen Türmen etwas banal.» Mario Botta nennt den Pavillon im erwähnten Artikel gar den «hässlichsten und lächerlichsten der Expo».

Ein erster Masterplan 2009 sah indes eine Expo ohne Bauten vor. Doch eine Weltausstellung in Form eines «planetarischen botanischen Gartens», wie es sich Herzog & de Meuron, Ricky Burdett, William McDonough und Stefano Boeri erdacht haben, war den Verantwortlichen in Mailand doch zu riskant. Man darf leider annehmen, dass es auch in Zukunft in Sachen Expo nicht viel vernüngtiger aussehen wird: Die Expo 2020 wird in Dubai stattfinden – bestimmt wieder mit einem Schweizer Beitrag, temporären Pavillons für viel Geld. Und einem doofen Maskottchen.

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