Ziegelexport aus Broager

Katinka Corts
28. 11月 2013
Bild: Lothar Schnepf / Kolumba, 2007 Bild: Lothar Schnepf / Kolumba, 2007

Die Architektur des Kölner Diözesan-Museums, nach Entwürfen von Peter Zumthor gebaut und 2007 eröffnet, ist schon mit vielen Preisen ausgezeichnet worden: 2008 der DAM-Preis für Architektur in Deutschland, im selben Jahr der Brick Award, 2010 der Kölner Architekturpreis, 2011 der Architekturpreis des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und 2013 die doppelte Nike-Auszeichnung – einmal in der Kategorie Atmosphäre, und zum Zweiten der Hauptpreis «Grosse Nike». Letzte Woche kürte eine Jury das Kolumba-Museum zum Museum des Jahres – sowohl Architektur als auch Sammlung überzeugten. Einen wesentlichen Beitrag zum Ausdruck des Baus trägt der ungewöhnliche Langziegel bei, der in der dänischen Ziegelei Petersen Tegl speziell für dieses Objekt und zusammen mit Peter Zumthor entwickelt wurde. Die schmalen grauen Backsteine des Neubaus und die Tuff- und Basaltsteinreste der früheren Kirche verschmelzen; und dennoch bleibt der Unterschied zwischen Alt und Neu lesbar.

Langziegel aus der Handform
Was macht den Ziegel besonders? Zum einen ist es das ungewöhnliche Format: Die Steine sind sehr lang und schmal (528 x 108 x 37 mm). Gleichzeitig weichen sie optisch stark vom gewohnten Bild eines Ziegels ab, denn sie sind weder gleichfarbig noch gleichförmig. Vielmehr sind sie roh und uneben, sehr griffig und authentisch. Die Langziegel entstehen in Handarbeit in der Ziegelei Petersen im dänischen Broager. Nur ein paar Arbeiter wählen den Ton, drücken ihn in die Form und ziehen sie ab. Der Rohling wird aus der feuchten Holzform gedrückt – so entstehen die beiden Daumenabdrücke, die auf jedem Stein zu sehen sind – und wird getrocknet, bevor er gebrannt wird. Ein Arbeiter fertigt 800 Ziegel am Tag, 4000 in der Woche. Im Brand kreiert der Brennmeister die vielen unterschiedlichen Farbigkeiten. Je nach der verwendeten Tonmischung, der Brenntemperatur und der Sauerstoffdosierung werden die Steinfarben «gebacken».

In jeden Kolumba-Stein sind die Fingerabdrücke seines Fertigers eingebrannt (Bild: Katinka Corts)

Das Projekt Kolumba
Bei einem Treffen 2012 erzählte der Geschäftsführer der Ziegelei Petersen, Christian A. Petersen, von der Entstehung des Kolumba-Ziegels. Das ungewöhnliche Projekt begann für ihn 1999, als ihm ein Mitarbeiter aus dem Büro Peter Zumthor vom Projekt für das Kunstmuseum des Erzbistums Köln berichtete. Ein Neubau aus Stein, der teilweise auf dem ursprünglichen Grundriss und den Mauerresten der romanischen St. Kolumba-Kirche steht, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Petersen begeisterte sich für das Projekt und reiste in die Schweiz, um im Atelier von Peter Zumthor das Modell zu sehen und über das Projekt zu sprechen.

Bald darauf schickte Petersen Tegl Ziegelmuster nach Haldenstein und Köln. Peter Zumthor suchte nicht den Standard, sondern einen langen, dünnen Ziegel, wie ihn die Römer früher gefertigt hatten. «Zumthor zeigte Längen und Breiten, und ich sagte ihm, was wir umsetzen können», berichtet Petersen. Im Gespräch fanden sie schliesslich das maximal in der Ziegelei Petersen mögliche Mass: «Die Bleche, auf denen wir die Ziegel backen, sind 1.34 Meter lang. Davon die Hälfte sind 67 cm ... eine Holzform drumherum ... die nasse Form bei 60 cm, mit Trocknen und Brennen schwindet er 10% – 54 cm Länge sind möglich!» Die für das Kölner Museum verwendete Steinbrandfarbe «K51» entstand zufällig in einem Fehlbrand. «Das erste Muster war bräunlich gewesen, das zweite war ein Fehlbrand und leicht gelb-grau-grünlich,» erinnert sich Petersen. «Genau diese Farbe sollte es dann sein – 5000 hatten wir im Ofen, und 300 000 waren bestellt. Also stellten wir 300'000 Fehlbrandziegel her».

Dänischer Export
Was 2007 als Ziegel für ein einzelnes Projekt begann, ist heute zu einem eigenen Stil, einem Image des Unternehmens geworden. Die am Nybøl Nor gelegene Ziegelei Petersen Tegl, die nun schon in der achten Generation von der Familie geführt wird, hat in den letzten Jahren eine ganze Kollektion von Brennfarben entwickelt und dabei die Abmasse der Kolumbaziegel beibehalten. Exportiert wird nicht mehr nur in den skandinavischen Raum: Nebst 18 Millionen standardformatigen Ziegeln verkauft das Unternehmen jährlich fast 2 Millionen Kolumbaziegel nach Norwegen, Russland, Kasachstan, Holland, England, Amerika und in die Schweiz.

So nutzten K&L Architekten den dunkel gebrannten «K56» 2011 für den Neubau der Raiffeisenbank in St. Gallen. Charles Pictet baute in Genf Orangerie und Gestüt für eine Familie aus – ebenfalls mit einem dunklen Ziegel. Für den 2013 fertiggestellten Schulpavillon Allenmoos II in Zürich kombinierte Roger Boltshauser die zu Riemchen geschnittenen Kolumba-Ziegel mit einzelnen Lehmwänden. Im Fassadenbild ergeben sich klare Linien, auch wenn der Stein nicht liegend und nicht im Sinne des Ziegelmachers eingesetzt ist. Ob es auch schon Aufträge gab, die Petersen abgelehnt hat? «Ja, das gibt es auch», wiederholt Petersen, «es gab mal eine Anfrage nach Ziegeln, die drei Löcher haben, dazu aber stranggepresst und gebrochen sein sollten – das machen wir nicht, das ist mir zu weit weg vom Ziegel und nicht mehr materialbezogen.»

Der Stein gefällt, denn man sieht ihm die Handarbeit an. Verglichen mit üblichen Backsteinprodukten wirkt der Ziegel roher, differenzierter und natürlicher. Handarbeit und Spezialform haben jedoch ihren Preis, und dessen ist sich Christian Petersen auch bewusst: «Ich weiss, dass ich die teuersten Ziegel mache. Aber bei uns ist jedes Stück ein Unikat und es gibt immer Leute, die etwas Besonderes haben wollen. So versuchen wir, anders zu sein, und bleiben bei der Handarbeit.»

Kolumba-Museum, Köln, 2007
Bauherr: Erzbistum Köln/ Generalvikariat
Architekt: Peter Zumthor, Haldenstein

Orangerie und Gestüt, Genf, 2008
Bauherrschaft: privat
Architekt: Charles Pictet, Genf

Schauspielhaus Kopenhagen, 2008
Bauherrschaft: Dänisches Kulturministerium
Architektur: Lundgaard & Tranberg

A.P. Møller Skolen, Schleswig, 2008
Bauherrschaft: Danish School Association
Architektur: C.F. Møller, Århus
(zum Projekt)

Büroneubau Raiffeisenbank, St. Gallen, 2011
Bauherrschaft: Raiffeisen Schweiz
Architekt: K&L Architekten, St. Gallen

Schulpavillon Allenmoos II, Zürich, 2013
Bauherrschaft: Stadt Zürich, Immobilien-Bewirtschaftung / Amt für Hochbauten
Architektur: Boltshauser Architekten, Zürich

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